Print logo

Tätigkeitsbereiche

Als Brücke zwischen Europa und Afrika nimmt Marokko eine wichtige geostrategische Position ein. Zum einen hat sich das Land auf dem afrikanischen Kontinent zu einem zentralen Wirtschaftsakteur entwickelt und gewinnt seit dem Wiedereintritt in die Afrikanische Union im Jahr 2017 zunehmend an politischem Gewicht. Zum anderen ist Marokko für Europa ein wichtiger Handelspartner, der sich neben guter wirtschaftlicher Infrastruktur auch durch politische Stabilität auszeichnet

Auf die historische Zäsur des Jahres 2011 in der gesamten Region Nordafrika/Naher Osten reagierte das Königreich Marokko mit einer grundlegenden und zügig durchgeführten Verfassungsrevision. Die neue Verfassung trat noch im selben Jahr in Kraft. Die Annahme dieser Verfassung kann als Marokkos Grundsteinlegung für die Transformation hin in ein demokratisches und modernes Land betrachtet werden. Die Reformbestrebungen seit 2011 stehen zugleich in einem Spannungsfeld zu institutionellen, wie einer jahrhundertealten Monarchie, und gesellschaftlichen Traditionen, mit Blick auf individuelle Freiheiten oder der Geschlechtergleichstellung.

Die HSS unterstützt die Transformationsbestrebungen Marokkos, indem es seine Partner dabei unterstützt die Diskussion und Analyse zu reformpolitischen Prozessen zu führen, dem Thema Klima- und Umweltschutz eine wichtige Bedeutung in seiner Arbeit einräumt und in dem es versucht einen Beitrag zur Stärkung der marokkanischen Zivilgesellschaft zu leisten.

Klima- und Umweltschutz

Marokko gilt international als ein Vorreiter im Bereich des Klimaschutzes. Da das Land von den Auswirkungen des Klimawandels stark betroffen ist, hat Klimaschutz hohe Priorität für die politische Elite und die Regierung. Dies spiegelte auch der 2016 in Marrakesch durchgeführte UN-Klimagipfel COP22 wider, der die erste Vertragsstaatenkonferenz nach der Annahme des Paris-Abkommens von 2015 war. In Marokko gibt es erfolgreiche Initiativen auf nationaler und in Ansätzen auch auf regionaler sowie kommunaler Ebene, doch verfügt nach wie vor ein großer Teil der Regionen und Kommunen noch nicht über eine eigene Klima- und Umweltstrategie.

Die Projektarbeit der HSS zielt vor diesem Hintergrund auf die Stärkung des Wissens und die Handlungskompetenz von Vertretern der Gebietskörperschaften zu Klima- und Umweltschutzmaßnahmen ab. Zudem werden innovative zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich aktiv für Klima- und Umweltschutz einsetzen, gefördert sowie die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Akteuren, Zivilgesellschaft und Fachexperten zum Thema Klima- und Umweltschutz unterstützt. Ein Fokus liegt dabei auf dem Schutz von Küsten- und Feuchtgebieten sowie dem Umgang mit knappen Wasserressourcen.


Wissenschaftsbasierter Diskurs zur nachhaltigen Entwicklung

Die HSS ist seit 35 Jahren in Marokko ein wichtiger Akteur im Bereich des Politik- und Wissenschaftsdialogs zu Themen wie Rechtsstaatlichkeit, Verwaltungsreform und sozioökonomische Entwicklung. Dank der langjährigen Tätigkeit in Marokko verfügt die Stiftung über ein breites Netzwerk bestehend aus universitären und zivilgesellschaftlichen Forschungseinrichtungen. Zahlreiche Experten aus dem Partnernetzwerk konnten sich in den vergangenen Jahren als renommierte Wissenschaftler etablieren, die regelmäßig in Medien aktuelle politische Entwicklungen kommentieren.  

Universitäten und Think Tanks bieten Freiräume für offenen Austausch und Diskussion zu aktuellen gesellschaftspolitisch relevanten Themen. Vor diesem Hintergrund ist die Förderung des Austauschs zwischen Vertretern aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen ein Schwerpunkt der Projektarbeit. Dazu gehört es auch die Kapazitäten von Wissenschaftlern zu stärken, damit diese die Ergebnisse ihrer Arbeit verbessert in den öffentlichen und medialen Diskurs einbringen können.  


Spenden- und Ehrenamtswesen

In den letzten Jahren haben sich die Möglichkeiten und Formen von bürgerschaftlichem Engagement in Marokko grundlegend verändert. Derzeit gibt es über 200.000 zivilgesellschaftliche Organisationen in Marokko, deren Anzahl vor allem im letzten Jahrzehnt enorm angestiegen ist. Diese Entwicklung ist auf die politische Öffnung seit Ende der 1990er Jahre sowie auf Auswirkungen des Arabischen Frühlings von 2011 zurückzuführen. Zugleich gibt es in Marokko im internationalen Vergleich eine geringe Spendenbereitschaft gegenüber Organisationen und eine noch schwach ausgeprägte Kultur für ehrenamtliches Engagement.

Grund für das niedrige Spendenverhalten an Organisationen ist der in Marokko und der gesamten arabischen Welt verbreitete Ansatz, dass man direkt an Bedürftige (als Einzelpersonen) spendet. Ein ausgeprägtes Bewusstsein für das Spenden an Organisationen, welche sich strukturell und wirkungsvoll mit gesellschaftlichen Problemlagen befassen, ist noch nicht vorhanden. Angesichts des insgesamt steigenden Wohlstands in Marokko bedarf es nach Einschätzung von Experten und Praktikern im Feld einer Weiterentwicklung und Professionalisierung der Kultur des Gebens.

Vor diesem Hintergrund unterstützt die HSS Analysen zu diesem Thema, um damit die Diskussion zu aktuellen Herausforderungen und Reformbedarfe in der Öffentlichkeit sowie im politischen Raum zu ermöglichen. Zudem fördert die HSS innovative Projekte im Bereich des Spenden- und Ehrenamtswesens. Damit soll ein Beitrag geleistet werden, um die Kultur des Ehrenamts und Spendens in Marokko weiterzuentwickeln und somit die Resilienz der marokkanischen Zivilgesellschaft zu stärken.